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CAPETOWN DIÄRY


21 TAGE LOCKDOWN IN KAPSTADT

#01 ZURÜCK IN KOMMETIJE


Die Sonne brennt auf meine Haut, mein Kopf piekst, mein Körper fühlt sich schwer oder irgendwie unbeweglich an und in meinem Kopf rattern tausende Gedanken gleichzeitig, so dass ich eigentlich nur darauf warte, dass entweder mein Schädel gleich platzt oder ich wie ein angeschossenes Tier einfach umfalle.

Der gestrige Tag war ein Albtraum und ich kann selbst jetzt nicht realisieren, was die letzten 24 Stunden passiert ist.

Wie ein Großteil der Touristen, die sich bis jetzt noch in Südafrika befinden, waren wir die letzten zwei Tage am Flughafen in Kapstadt in der Hoffnung durch Wartelisten in die letzten Maschinen nach Europa zu kommen. Egal wohin, hauptsache raus aus Südafrika. Denn eins steht jetzt fest: wenn Corona hier richtig losgeht, in den Townships ausbricht und die Regierung weiterhin unnütze Regeln festlegt, möchtest Du nicht hier vor Ort sein. Ich will nach Hause. Der Gedanke geht mir jetzt nur noch durch den Kopf.

Die Situation am Flughafen gleicht einem Krieg, der Kampf ums pure Überleben. Hier geht es nicht darum sich nicht anzustecken, sondern irgendwie dieses Land zu verlassen – koste es was es wolle. Die Stimmung ist bedrückend. Verzweifelte Gesichter, Menschen schreien, rennen hysterisch von Schlange zu Schlange, werden aggressiv, weil jeder am Ende des Tages das Flugticket in der Hand halten will. Ich weiss nicht, ob ich weinen oder hysterisch lachen sollte. Generell weiss ich gar nichts mehr, habe kein Bauchgefühl mehr und kann die Gesamtsituation null einschätzen. Das kann hier niemand. Auch nicht das Auswärtige Amt, das hier vor Ort einen mega Job macht und alles tut, um uns mit aktuellen und realistischen Infos zu versorgen. Auch am Flughafen stehen sie und versuchen die Verzweiflung der Menschen irgendwie einzudämmen.

Noch 5 Stunden bis zum Lockdown, der um Mitternacht losgeht.

Die Panik steigt und alles zieht wie in einem Film an mir vorbei. Menschen versuchen sich immer mal wieder zu unterhalten, gegenseitig zu helfen und zu connecten für den Fall hier zu bleiben. Wirklich bei Sinnen ist hier niemand mehr. Leere Blicke, beißender Schweißgeruch, ich hab‘ so Durst und nach langer Zeit mal wieder Migräne, die mich jetzt schon wahnsinnig macht. Mir ist schlecht, ich will nur noch kotzen.

Insgesamt geht dieser Terror 11 Stunden gestern. Letztlich stehen wir auf einer vermeintlichen Warteliste auf Platz 2 bis 5 mit einem anderen deutschen Pärchen, das wir kennengelernt haben. Es ist ein hin und her. Während dieses Kopfterrors trage ich immer noch die Verantwortung für einen Mietwagen, der im besten Falle übergeben werden sollte, falls ich in den Flieger steige. Dass der Vermieter auch Panik um sein Auto hat, da er es nach dem Lockdown nicht mehr so easy aus dem Parkhaus bekommt, ist mehr als einleuchtend. Ich weiß nicht was mich gerade mehr stresst. Die Karre oder der Gedanke hier zu blieben. Ich muss aufs Klo, mein Darm rebelliert, der Stress kommt mir gleich aus den Ohren raus.

Bis zum bitteren Ende geben wir die Hoffnung nicht auf noch mit der KLM fliegen zu können – ohne Erfolg. Am Ende bekommt eine Mutter mit ihrem Sohn die zwei allerletzten Sitzplätze. Verständlich!

In der Zwischenzeit haben wir haben wir den Autoschlüssen dreimal abgegeben und wieder zurückgeholt. Horror!

Der Fisch ist geputzt und wir wissen, dass wir nun vor dem Lockdown in Kommetije zurück sein sollten. Wir brauchen knapp eine Stunde mit dem Auto. Mein Körper kann nicht mehr, aber ich setze mich einfach ins Auto und fahre uns zurück in unser Airbnb. Gesprochen haben wir im Auto glaube ich nicht. Ich erinnere mich nicht wirklich. Mein Kopf hemmert nur noch und ich falle ins Bett.

Heute ist also der erste Tag des Lockdowns und ich habe mich dafür entschieden jeden Tag ein bisschen zu schreiben. Muss ja nicht viel sein, und vielleicht gibt es auch nur mal ein Foto oder so. Wir werden sehen.

Ich könnte weinen, wenn ich daran denke, dass ich einfach nicht weiß, wann ich meine Familie und Freunde wiedersehe, aber ich bleibe positiv. Es gibt Menschen, denen es gerade so viel schlechter geht und alleine in dieser Situation sind. Touristen, die aus ihrem Hotel rausgeworfen wurden und nun verloren um die Häuser ziehen, ohne Smartphone um sich zu informieren.

Wir sollten alle das beste daraus machen und können jetzt schon so dankbar dafür sein, dass Werte wie Solidarität, Zusammenhalt, Gesundheit, Dankbarkeit und Freiheit endlich wieder im Vordergrund unseres Alltags stehen, der nun ein ganz neuer Alltag ist und sein wird.

Bleibt gesund und nutzt gerne den Hashtag #creativediary ‚falls ihr diese Zeit auch in Form eines digitalen Tagebuches festhalten möchtet und verlinkt mich gerne auf Instagram. <3

MUCH LOVE & ENERGY

BISOUS

Jaqui


#02 EINE KLEINE PLAYLIST




Weil Musik einfach alles besser macht, bekommt Ihr nun die Songs, die mich heute besonders glücklich gemacht haben:

SOLEIL – NASAYA

I think I love it – wtr

Hey, Ma – Bon Iver

November – Babeheaven

We Are the Sun – SAULT

The Moss – Cosmo Sheldrake

Baby Boy – Kevin Abstract

Gimme Some – Weval

Lights Up – HarryS Styles



Außerdem habe ich eine Playlist für Euch bei Spotify angelegt, die ihr hier findet.


MUCHO LOVE

Bisous und bleibt gesund

Jaqui




#03 HANDWÄSCHE


Alles steht und alles ist still

die Erde ruht

und alles was ich will

ist ein langer Spaziergang

ohne Polizei

ja, das wäre jetzt wirklich gut!

Mein Highlight heute: Wäsche waschen

mit der Hand und aus der Tube

hängt sie jetzt in unserer Stube

draußen bleiben darf sie nicht

da ein Dieb sie sonst erwischt

Wäsche waschen macht so Spaß

Ich dreh durch

flieg mich zum Mars

Heute nicht so kreativ

fuck my life

das ist ein Tief



#04 HUMMUSUPDATE


Nachdem ich mich heute Vormittag richtig krass aufgeregt habe, habe ich es jetzt einfach gerafft.

Reingesteigert habe ich mich mal wieder in die Gesamtsituation.

Dreimal Hummus.

Wer, um alles in der Welt braucht dreimal Hummus? Dreimal.

Wir sollten nicht jeden Tag zum Supermarkt gehen, deshalb muss man sich ganz genau überlegen, was man einkaufen geht. Nicht zu viel und nicht zu wenig. Aber dreimal Hummus? Was zur Hölle?

Warum dreimal Hummus, aber keine Nüsse und keine Bodylotion.

Es gibt verschiedene Hummussorten, aber wir haben jetzt dreimal den gleichen Hummus. Dreimal. Na klar!

Ich bin so sauer, aggro hoch 1000, generell schlecht drauf und spüre heute meinen Eisprung. Ist aber eigentlich ein ganz cooles Gefühl. Kleine Sidestory, ich bin seit Dezember hormonfrei unterwegs (nein, ich plane keine Schwangerschaft!) und spüre endlich meinen Körper wieder, Halleluja! Mal davon abgesehen kommt mein ganzer Körper auch endlich wieder klar. Außer der kranke Haarausfall, aber der soll ja bekanntlich irgendwann aufhören. Hoffen wir das mal.

Jetzt haben wir also dreimal Hummus. Dreimal. Und es ist dreimal der gleiche Hummus.

Stattdessen hätten wir frischen Kaffee, Almond Breeze oder eben die Nüsse kaufen können. Wir gehen getrennt einkaufen, weil man hier eigentlich nicht zu zweit unterwegs sein sollte. Jetzt haben wir den Salat. Also wir haben natürlich jetzt keinen Salat, aber eben dreimal Hummus.

Heute Nachmittag haben wir dann Guacamole gemacht und den Hummus mal probiert.

War lecker. War ultra lecker. Und jetzt finde ich es richtig peinlich, also ich schäme mich wirklich ohne Scheiss, dass ich mich so dermaßen darüber aufgeregt habe, dass wir dreimal Hummus haben. Jetzt bin ich ganz froh darüber. Denn das ist echt der beste abgepackte Hummus, den ich je gegessen habe.

Achja, wenigsten kann man seine Ausfälle jetzt immer auf die Ausgangssperre schieben. Privat und im Alltag bin ich ganz anders, schwöre!

Ja, ja. Ich wünschte Ihr könntet den Hummus probieren.

Bleibt gesund und macht einen kleinen Spaziergang für mich mit, ok?

LUV & BISOUS

Jaqui



#05 CECI N’EST PAS UNE ORANGE



#06 DAY 6






I MISS MY HOME


#07 KEINE 21 BEITRÄGE UND BÄCK HÖME?


War ja klar, ich bin faul. Manchmal gelähmt. Keine Ahnung. Ist aber auch in Ordnung eigentlich.

Irgendwie ist mein Kopf leer. Richtig leer. Mein Gesicht hingegen mega angeschwollen von den kack Pollen. Bah. Das kommt dann aber auch immer innerhalb von fünf Minuten. Und eigentlich wollte ich hier jeden Tag schreiben. Klappt mal wieder super. Disziplin ist nicht so da.

Jetzt sind wir also zurück in Deutschland. Nach 6 Wochen, bin ich wieder in Köln und nichts ist mehr wie vorher. Die Rückreise hat gut geklappt, bis auf dass wir unsere Tickets richtig last minute bekommen haben und schon wieder richtig Panik bekommen hatten, nachdem wir unser Airbnb und Mietwagen abgegeben hatten. Ich glaube ich hole mir mal eben ein Glas Wein, mom.

Jedenfalls hat alles geklappt. Es gab sogar Essen vor dem Rückflug – vegane Wraps, voll oke. Hatte trotzdem Hunger danach, classico.

Zurück in Köln zu sein ist schon schön. Aber auch komisch. Als wir ankamen, schien alles so normal. Frühling in Köln. Mit Eis und Eiskaffee im Park.

Mittlerweile kann ich aber auch diese “Freiheit” genießen. Ist schon viel besser als die Ausgangssperre in Kapstadt. Man kann spazieren und sich frei bewegen. Das tut schon gut. Vor alle für den Kopf. Aber das mit dem Kopf ist echt so eine Sache. Der ändert sich jeden Tag. Mal gut, mal katastrophal. Ich weiß auch nicht, was meine Gedanken da machen, aber es ist richtig oft ultra Chaos und sehr sehr sehr schlechte Stimmung. #wutbürger

Jetzt haben wir Zeit unser kleines Atelier in Ehrenfeld einzurichten. Auf die Zeit dort freue ich mich schon so lange. Das tut gut.

Mehr habe ich gerade auch nicht zu erzählen. Komische Zeiten, aber machen wir irgendwie das Beste draus. Es ist ein auf und ab. Für uns alle.

Bleibt gesund und genießt die Sonne an Eurem Fenster. Und denkt dran, komische Tage sind völlig normal und in Ordnung. Auch ohne Corona.


LUV

Jaqui




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